Das Reinheitsgebot schreibt vor, dass zur Bierherstellung nur Wasser, Gerstenmalz, Hopfen und Hefe verwendet werden dürfen. Es steht für die Bewahrung einer althergebrachten Handwerkstechnik und gilt zugleich als älteste, heute noch gültige lebensmittelrechtliche Vorschrift der Welt. Aber ist die Brotkultur nicht mindestens genauso alt?
In vielen Teilen der Welt ist Deutschland bekannt für seine vielfältigen Brotsorten. 2017 wurde die deutsche Brotkultur offiziell als immaterielles Kulturerbe unseres Landes anerkannt und in die Liste der Deutschen UNESCO Komitees eingetragen.
Die Vielfalt der Brote in Deutschland gründet vor allem auf den besonderen bodenkundlichen und klimatischen Voraussetzungen und der politischen, historischen und geografischen Entwicklung. Rohstoffknappheit, Umwelteinflüsse und Kriege förderten die Kreativität der Bäcker über viele Jahrhunderte. Heute kommen in Vergessenheit geratene Urgetreide wie Einkorn, Emmer und Dinkel wieder in Mode. Neben der Auswahl an natürlichen Hauptzutaten wurden verschiedenste Herstellungsweisen weiter entwickelt. Z.B. Bau und Funktion unterschiedlicher Ofensysteme oder Parameter wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit während des Backprozesses, nicht zu vergessen die vielen unterschiedlichen Formen.
Die Brotzeit oder das Abendbrot haben sich auch in der deutschen Sprachkultur tief verwurzelt.
Das gesellige Zusammensein und gemeinsamer Genuss haben einen hohen Stellenwert im sozialen Austausch und kommen heute mehr in unseren Alltag zurück.
Das Brot hat aber auch schon einen langen symbolischen Stellenwert. Als Symbol in der christlichen Religion für den Leib Christi oder als Erntedankbrot für eine reiche Ernte und den damit gesicherten Wohlstand. Ein Glückssymbol für die neuen Nachbarn bei deren Einzug oder auch in vielen Redensarten: sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen oder ein hartes Brot.